Späterstens Ende Mai werden die Tourenski gewaschen!

Die Glocknerumfahrung

Lange haben wir überlegt, die Ria und ich, und wir haben an den Poidl hingeredet doch lieber daheim zu bleiben oder gar zum Klettern zu fahren - doch Gott sei dank war er nicht mehr umzustimmen, unser Sektionsbergführer. der Günther Gill aus Berging, wir kannten ihn damals noch gar nicht so gut, so hat es geheißen, hat eine große Ford Limousine und wir brauchen auch nur einsteigen und müssen bis zu unserem Fahrtenziel an der Großglockner Hochalpenstraße nichts tun. Einen besseren Vorschlag hatten wir bei so einem Angebot dann auch nichts parat und das war gut so.

Es ist Christi-Himmelfahrt. Auf Empfehlung eines ortsansässigen Bergführers in Fusch am Großglockner nehmen war den Umweg durch den Felbertauerntunnel in Kauf, um an die wettergünstige Südseite des Großglockners zu gelangen. Beim Parkplatz am Lucknerhaus spuckt ein Ford fünf Skitourengeher, die gleiche Anzahl an Big-pac-Rucksäcken und das entsprechende Begleitmaterial aus. Die Annemarie, die Ria, der Günther und ich, wir wollen zusammen mit dem Poidl die Großglocknerumfahrung angehen.

Aufstieg zur Stüdlhütte (2801m), In dem recht sauberen Winterraum fühlten wir uns bald wie zu Hause. der Günther säbelt an seinem 'Gselchten' rum, während der Poidl in einem dampfenden Kantienenkochtopf rührte und schaut, daß die Spagetti, die für eine halbe Kompanie gereicht hätten, nicht zu weich werden, während wir abwechselnd Holzvorrat ergänzen und das Schneeschmelzen besorgen.

Um die Hütte pfeift inzwischen ein unangenehmer Schneesturm. "Wenn des bis morgen net besser wird", meine ich, "dann werden wir wohl net auf die Adlersruh hinaufkommen" und schaut aus dem Fenster, zu den weißgrauen, vorbeihuschenden Nebelfetzen. Heit geht's uns noch recht gut; hat doch tatsächlich einer eine Flasche Rotwein mit heraufgetragen. Und so sitzen wir beim gemütlichen Ratsch beisammen und Plaudern über vergangene Skitouren; Erinnert sich die Ria doch noch recht gut an den herrlichen Pulverschnee bei der Sektionsfahrt Ende Januar auf den Lodron und der Schneegrubenenspitze in den Kitzbühlern. Nicht minder war der Schnee auch Mitte März in Hüttschlag in Großarl, doch leider, so meinte ich, war das Wetter alles andere als gut und auch die Touren um den  1. Mai zum Schönbichler Horn und zur Berliner Spitze  im Zillertal, mußten wir auf die Gipfelfreuden verzichten. Der Günther erzählte von seinen Westalpentouren und so vergeht der Abend.

Im Laufe des nächsten Tages bessert sich das Wetter und wir schaffen bis Mittag  den Aufstieg zur Adlersruhe (3454 m). der Poidl, die Annemarie und der Günther kämpfen sich noch am gleichen Tag bei dichtem Nebel auf Österreichs höchsten Gipfel, den Großglockner. Ria und ich stehen anderntags etwas früher auf, um das gleiche Ziel zu erreichen. Das Wetter hat sich inzwischen gemausert und so erleben wir einen sonnigen Morgen. Zurück zur Hütte, schwingen wir dann gemeinsam über das Hoffmannskees zum Oberen Pasterzboden hinunter, um dann in einem großen, nach Westen ausholenden Bogen, im Aufstieg die Schneewinkelscharte zu erreichen. Nun müssen die Ski auf den Rucksack, denn der NW-Grat zum Romariswandkopf (3508 m), stellt uns einige Kletterpassagen in den Weg.

Am Abend sitzen wir nach einer ausgieben Abfahrt, wieder gemütlich im Lucknerhaus. Bevor wir am Sonntag heimfahren, muß natürlich noch ein Gipfel her, sonst wäre ja der Tag nicht ausgenützt; wir marschieren auf den Hochschober (3240m). Dichtes Nebelgrau umhüllt uns fast während der ganzen Tour, fällt es uns doch um so leichter, am Ende einer alten Skitourentration nachzukommen und unsere Ski im Bach zu waschen und dem Winter Ade zu sagen.

Artikel verfasst von Wolfgang Angermeir AV  Sektion Deggendorf

 

mit Wolfgang Angermeir zurückzurück